Wer rastet, rostet!

Eine Frau liegt auf einem Sofa und nutzt ihr Smartphone.

Die Welt wird krankhaft sesshaft. Laut aktueller Statistiken bewegt sich mehr als ein Viertel der erwachsenen Weltbevölkerung zu wenig. Die Folgen: Krankheiten, ein frühzeitiges Altern bis hin zu Potenzstörungen. Es wird Zeit, Bewegung wieder mehr in den Alltag zu integrieren, sagt auch Dr. Christian Schlegel vom Medizinischen Zentrum.

Ein Mann sitzt im Büro auf seinem Schreibtisch und schaut beim Telefonieren aus dem Fenster.

Noch nie hat sich der Mensch so wenig bewegt wie heute. Dabei ist der menschliche Körper für Bewegung gemacht. Unsere Vorfahren in der Steinzeit waren einen überwiegenden Teil des Tages mit Nahrungsbeschaffung oder der Flucht vor Angreifern wortwörtlich auf den Beinen. Durch die Industrialisierung und neue technische Errungenschaften – angefangen vom Auto über die Waschmaschine bis hin zum Computer – wurde unsere Lebensweise in den vergangenen Jahrhunderten aber immer bequemer und der Alltag bewegungsärmer. «Evolutionsbiologisch gleicht das einem Augenzwinkern, unser Körper kommt gar nicht so schnell mit», sagt Dr. Christian Schlegel.

Der Chefarzt des Swiss Olympic Medical Centers (SOMC) des Medizinischen Zentrums Bad Ragaz kennt die Kehrseite des Wegfalls körperlicher Mühen: Auf der ganzen Welt steigen die Zahlen von Menschen mit Bluthochdruck, Diabetes und Übergewicht und die damit verbundenen Risiken wie Gefässverkalkungen, die etwa zu Herzinfarkten und Schlaganfällen führen. «Ferner kommt es bei Bewegungsmangel zu Potenzstörungen beim Mann, einem erhöhten Risiko für Osteoporose bei der Frau und auch das Risiko für eine Demenz steigt», so der Experte.

Quote

« Unser Körper braucht ein Mindestmass an Bewegung, um gesund zu bleiben.»

Dr. med. Christian Schlegel, Facharzt für physikalische Medizin und Rehabilitation, Sportmedizin, Manuelle Medizin

Ein Porträt von Dr. med. Christian Schlegel, Facharzt FMH für physikalische Medizin & Reha, Sportmedizin SGSM, manuelle Medizin SAMM.

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt Erwachsenen im arbeitsfähigen Alter mindestens 150 Minuten Bewegung bei mittlerer Intensität pro Woche. Alternativ 75 Minuten mit hoher Intensität oder eine Kombination aus beidem.

«Das muss nicht gleich schweisstreibender Sport bedeuten», sagt Dr. Schlegel. «Alle Tätigkeiten, bei denen man leicht ausser Atem gerät, gelten als mittlere Intensität. Beispielsweise zügiges Spazierengehen, Gartenarbeit oder Velo fahren.» Zweieinhalb Stunden pro Woche klingt zunächst nicht viel. Doch laut BAG kommen knapp 35 Prozent der Erwachsenen Schweizer nicht auf dieses Mindestmass an Bewegung.

Eine Frau in gemütlicher Kleidung führt eine Yoga-Position in ihrer Wohnung aus.

Zudem seien die Empfehlungen ein absolutes Mindestmass, so der Mediziner. «Besser wäre es, sich an den doppelten Werten zu orientieren und ergänzend Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit zu trainieren.» Der Trick sei, Bewegung in den Alltag zu integrieren: «Wer etwa jeden Tag in der Mittagspause eine halbe Stunde spazieren geht, hat schon viel getan.» Der 61-Jährige selbst fährt von März bis November mit dem Velo zur Arbeit. Wem das unmöglich ist, dem rät Dr. Schlegel, sich mit Kollegen zum Sport zu verabreden. «Fixe Zeiten abmachen, die möchte man nicht absagen.» Ein weiterer Trick: «Ein teures Fitnessabo abschliessen. Psychologisch baut man sich selbst damit Druck auf, es auch zu nutzen.» Auch Youtube-Videos seien toll, um sich Zuhause zur Bewegung zu motivieren.

Das Motto «Sport ist Mord» zähle nicht: 99 Prozent aller Menschen seien weit davon entfernt, Sport auf gesundheitsschädlicher Basis zu betreiben. Der Benefit von Sport sei massiv höher als das Verletzungsrisiko. «Trotzdem rate ich jedem, der noch nie Sport gemacht hat oder ganz neu anfängt, vorab einen Gesundheitscheck durchführen zu lassen», so Dr. Schlegel. Anhand der Ergebnisse können dann individuelle Empfehlungen für die passende Sportart und die geeignete Herzfrequenz beim Training gegeben werden. «Keiner braucht Angst zu haben, etwas falsch zu machen. Der grösste Fehler ist, keinen Sport zu machen.»

Eine Grafik zeigt das Mindestmass an Bewegung für erwerbstätige und ältere Erwachsene.

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